• Mahlzeit!

    Ich will auch mal was hier schreiben und ich habe auch ein gutes Thema.

    Zugegeben, im Ursprung habe ich mit Schedule I geholt, weil es überall quasi Viral aufgetaucht ist und offensichtlich viele an diesem Spiel Interesse haben. Das nahm ich als Hinweis, dass dann bestimmt auch ein paar Lets Plays davon sehen wollen. In den Videos selbst hat mich das Spiel noch nicht so besonders abgeholt. Drogen anbauen und verticken, nicht so ganz meine Welt. Dazu noch ein Wohnmobil? Breaking Bad lässt grüssen.

    Nun haben Gwen und ich ja angefangen es zu spielen und schon nach den ersten paar Videos hatte ich so den Wunsch, es auch Offscreen zu zocken. Aber ja, die liebe Zeit. Doch dann kam Gwen und regte an, wir könnten es ja Offscreen zusammen spielen. Die Idee gefiel mir, also haben wir es umgesetzt. Die Idee dahinter war auch, wir könnten ja unser Spiel dann ebenfalls auf zwei Rechnern aufnehmen mit zwei Cams. Leider ist ihr Laptop dafür aber zu schwach.

    Mittlerweile haben wir wirklich viele Stunden in das Spiel versenkt. Insgesamt, mit den Videos, sind wir bei runden 100 Stunden. Eigentlich ein Problem, da ich deshalb mittlerweile schon einige Nachtschichten einschieben musste, was schlecht für meinen Schlaf ist. Das ist aber ein anderes Thema.

    Was kann ich jetzt zu dem Spiel sagen? Nun, es ist überschaubar vom Umfang her. Das Spielprinzip ist relativ simpel, die Möglichkeiten in der aktuellen Version relativ mager. Es gibt nur ein paar Locations, die man sich kaufen kann, eine begrenzte Anzahl an Autos, deren Nutzen auch nicht unbedingt sinnvoll ist, der Kundenstamm hält sich, aufgrund möglicher Dealer, ebenfalls in Grenzen. Lediglich die Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten mit den Drogen ist fast schon übertrieben.

    Nichts desto weniger hat das Spiel einen richtigen Suchtfaktor. Man macht eigentlich immer das Gleiche, hat irgendwann sehr viel Geld, welches man aber nicht wirklich braucht und dennoch will man einfach weiterspielen. Dabei kann ich nicht einmal sagen warum. Es ist einfach so. Wir wollen einfach weiterspielen. Zwar gab es schon hier und da Momente, wo wir uns das nächste Update herbeigesehnt haben, aber dennoch war noch nicht der Punkt erreicht wo einer gesagt hätte, er hat keine Lust.

    Was dieses Spiel bisher von anderen Spielen deutlich abhebt, sind die Mini-Games im Spiel. Eigentlich besteht das Spiel in grossen Teilen nur daraus. Drogen anpflanzen, ernten, verpacken usw. Alles ist ein kleines, liebevoll gemachtes Minispiel. Liebevoll ist hierbei ganz gross geschrieben. Jede Station, an der man etwas machen kann, hat seine eigene Mechanik. Sei es, die Drogen per Hand in ein Tütchen zu packen, die Tüten mit der Erste aufreissen oder das Plopp, wenn man einen Behälter für Samen öffnet. Auch die Meth Produktion ist echt schön gemacht. Man muss zum Beispiel auf die Temperatur achten oder das fertige Meth dann mit einem Hammer zerschlagen. Wirklich schön gemacht mit viel Liebe zum Detail.

    Darüber hinaus hat das spiel eine fast schon atemberaubende Atmosphäre. Jeder Charakter in diesem Spiel spawnt nicht einfach am Treffpunkt und verschwindet nach dem Deal einfach wieder. Nein. Alle in dem Spiel sind dauernd irgendwo anzutreffen. Lucy zum Beispiel wohnt neben dem Diner, arbeitet in der Apotheke und verbringt seine Mittagspause auf einer Bank neben dem Basketball Platz. Macht man mit ihr einen Deal ab, kann man sie beobachten, wie sie zum Beispiel ihre Arbeit verlässt, den Weg zum Deal läuft und dann dort wartet. Im Anschluss kehrt sie dann wieder zu ihrer Arbeit zurück.

    Das gilt wirklich für alle vorkommenden Charaktere. Der eine arbeitet im Tattoo laden, Meg findet man über Tag in der einen Tankstelle und in der Nacht in der anderen. Anna arbeitet beim Frisör, Hank, Ray und Herbert haben ihr eigenes Geschäft usw. Das witzige ist, haben die während der Arbeitszeit einen Deal, sind ihre Läden auch wirklich leer. Will man zum Beispiel bei Handy Hank Erde oder so kaufen und der hat gerade einen Deal, muss man dann doch zu Dans Hardware, weil Hank eben gerade nicht anwesend ist. Klauen kann man dann aber auch nicht.

    Auch allgemein sind das nicht einfach NPCs, die einfach da sind. Die haben alle einen eigenen Tagesablauf. Dan von Dans Hardware zum Beispiel, geht nach seiner Schicht hinter seiner Kasse weg, verlässt den Laden und läuft nachhause. Hank von Handy Hank macht das Gleiche. Doch der steigt danach in sein Auto und fährt nachhause. Die Leute sitzen im Taco Tickles zum essen, gehen wegen ihrer Wäsche in die Laundery, gehen ins Casino setzen sich in den Park usw. Der eine schaut mal auf sein Handy, andere fahren mit ihrem Auto rum, kurz gesagt, die ganze Stadt ist wirklich lebendig. Im Gegensatz zum Beispiel vom Supermarktsimulator gibt es jeden Charakter auch nur einmal. Beim Supermarkt laufen die Leute auch dauernd draussen rum, wiederholen sich dabei aber immer wieder. Hier gibt es jeden nur einmal und jeder hat sein eigenes "Leben" in dieser Stadt. Das macht alles irgendwie so viel realer.

    Spannend ist das Spiel dabei im Grossen und Ganzen nicht. Es gibt die Ausgangssperre von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens. Wird man da draussen erwischt, was allerdings nur für die Spieler gilt, wird man gesucht und im schlimmsten Fall verhaftet. Man findet aber schnell Wege, wie man seinen Status wieder loswerden kann. Darüber hinaus ist die Polizeipräsenz über Tag wirklich abartig hoch. Überall laufen Polizisten im Doppelpack rum. Ab 9 stehen sie aber nur noch an genau einer Position. Das heisst, die ganze Ausgangssperre ist eigentlich für die Katz. Es gibt unendlich viele Schleichwege, an diesen Polizisten vorbei und mit einem Auto ist man auch schneller dran vorbei, als sie einen erwischen und wenn doch ist man schnell genug weg, so dass sie einen im Regelfall nicht verhaften. Das macht die Sache etwas, sagen wir mal unspannend. Waren wir am Anfang noch erpicht, unser Kram vor 9 Uhr auf die Reihe zu kriegen und dann den Wohnort nicht mehr zu verlassen, sind wir mittlerweile noch bist tief in die Nacht unterwegs. Teils zum Dealen, teils für die Produktion. Die Uhr bleibt dabei um 4 Uhr Morgens stehen, man kann aber dennoch die meisten Dinge erledigen. Pflanzen und so wachsen zwar nicht, aber die Trockungsstationen laufen noch, man kann abpacken, Ballen pressen usw. Selbst die Tankstellen bleiben geöffnet und man kann Samen und sonstige Substanzen bei den entsprechenden Händlern kaufen.

    Was in dem Spiel auch wirklich gut gemacht ist, sind die Arbeiter, die man sich holen kann. Die haben zwar hin und wieder kleine Bugs, wenn sie sich irgendwo fest klemmen, davon aber aus ist die Möglichkeit, wie man diesem die Arbeit und alles zuordnen kann wirklich gut gemacht und bietet die Möglichkeit, eine richtige Produktionskette zu automatisieren. Das ist etwas aufwendig, funktioniert aber tadellos.

    Alles in allem kann ich nur sagen, dieses Spiel punktet mit seiner Liebe zum Detail. Mit einer überschaubaren Palette an Möglichkeiten, die sind dafür aber durchdacht und funktionieren hervorragend. Zudem muss man bedenken, wenn sich daran nichts geändert hat, wird dieses Spiel von einer einzigen Person entwickelt. Hier scheint auch das Augenmerk auf Qualität statt Quantität zu liegen. Anstatt zu Beginn eine riesige Welt mit schier unerschöpflichen Möglichkeiten anzubieten, die dann womöglich überall an echten Problemen leiden, ist hier alles noch in einem eher begrenzten Rahmen, wirkt aber fertig entwickelt. Hier und da mit kleinen Kinderkrankheiten, die ich als Entwickler aber wohlwollend in Kauf nehme. Man kann einfach nicht jede Verhaltensweise und jede Möglichkeit des Spielers vorhersehen.

    Durch den grossen Erfolg des Spiels sehe ich die Zukunft auch absolut positiv. Im nächsten Update soll unter anderem rivalisierende Banden oder Kartelle eingefügt werden, was dem Spiel mehr Spannung verschaffen könnte. Aber auch hier gebe ich dem Entwickler einen dicken Daumen nach oben. Nach Plan soll jeden Monat ein grosses Update eingespielt werden. Aktuell ist der späte Juli angepeilt. Nun, später Juli haben wir schon und ein Release-Datum wurde noch nicht bekannt gegeben. Tatsächlich stimmt mich das jedoch positiv. Anstatt ein fixes Datum zu nennen und dann vielleicht etwas zu veröffentlichen, was noch nicht fertig ist, scheint der Entwickler sich hier die Zeit zu nehmen. Mir persönlich ist es um Längen lieber, dass man sich die nötige Zeit nimmt und das Release-Datum für ein Update nach hinten rutscht, als wenn man etwas unter Druck entwickelt und dann halbfertig auf die Spieler loslässt. In wie vielen Spielen hatte ich das schon, dass mit jedem grösseren, pünktlichen Update mehr Probleme aufgetaucht, als verschwunden sind. Nein, nein. Wenn er noch Zeit braucht, dann soll er sich die Zeit nehmen, wenn dann hinterher das Update den Spielgenuss weiter erhöht und nicht den Frust-Faktor.

    Bliebe noch der Mehrspieler-Modus. Im Gegensatz zu den Meisten anderen Spielen benötigt man keinen Server. Server kann man ohnehin derzeit nur per Mod realisieren. Das heisst, einer macht den Host und die anderen treten bei. Das führt allerdings hier und da auch zu Problemen. Mitspieler fliegen gerne mal raus, was wahrscheinlich auf die Internetverbindung zurückzuführen ist. Das an sich wäre eigentlich nur nervig, doch hat es einen unangenehmen Nebeneffekt. Tritt der Spieler wieder bei, ist sein Inventar leer. Das ist gerade in der Anfangsphase wirklich ein Problem, wenn ein Spieler gerade mit massenhaft Ware unterwegs ist und die ist dann weg. Auch das Bargeld ist dann in aller Regel futsch. Gerade am Anfang ist das nicht nur ärgerlich, sondern kann auch zu einem echten Problem mutieren. Man hat vielleicht einige Deals angenommen, hat den aktuellen Warenbestand dabei und fliegt dann raus. Die Deals bleiben bestehen, aber man hat keine Ware mehr. Die Deals gehen dann also flöten, was sich unter Umständen negativ auf das Wohlwollen der Kunden auswirkt. Hier heisst es also geschickt handeln. Immer nur das dabei haben, was auch wirklich notwendig ist und dessen Verlust man verschmerzen kann.

    Noch eine, sagen wir mal Unzulänglichkeit beim Mehrspieler. Zu zweit ist das okay. Einer kümmert sich um die Drogen, der andere geht dealen. Doch schon ein dritter Mitspieler lässt dann Langeweile einkehren. Zumindest am Anfang. Man hat eine begrenzte Anzahl an potentiellen Kunden. Zudem gibt man ja auch noch Kundschaft an Dealer ab. Dann tritt, zumindest am Anfang, schnell der Punkt auf, wo einer dealt, einer pflanzt und der Dritte im Bunde nichts zu tun hat. Später im Spiel, wenn die Produktion entsprechend gross ist, wirkt sich hier aber der Platz aus. Man kann nicht die komplette Produktion in eine Location verlagern. Kann man schon, aber dann ist die Ware knapp. Das heisst, früher oder später fängt man an, die Produktion zu verteilen. An dem einen Standort wird nur gepflanzt, an einem anderen getrocknet und am nächsten verpackt. Dann muss man aber dafür sorgen, dass die abgeernteten oder produzierten Drogen von A nach B kommen und dann womöglich auch noch nach C. Will man die ganze Palette, also Gras, Meth und Kokain anbieten, wird das schon eine stressige Angelegenheit. Dabei rede ich noch gar nicht vom mixen. Hier sind denn drei Spieler oder womöglich mehr keine schlechte Idee.

    Mein Fazit. Für jeden, der gerne ein Geschäft aufbaut, Minispiele und ähnliches mag, dabei aber keine Lernkurve will, nach welcher man eigentlich den Doktor-Titel verliehen kriegen sollte, der ist bei Schedule I mehr als gut aufgehoben. Der Preis ist auch nicht dramatisch, meiner Meinung nach und der Suchtfaktor wirklich hoch. Gerade wenn man es mit anderen Spielern spielt, vergehen die Stunden da sehr schnell, auch wenn man eigentlich dauernd das Gleiche tut.

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