Ich war heute Mittag in der Firma meines Bekannten, der nun seit einiger Zeit in seinem ganzen Laden Void einsetzt. Zugegen war ein Geschäftspartner von ihm und es kam das Gespräch auf mit Linux. Zu meinem Bedauern kam genau das, was ich befürchtet habe.
Um es kurz zu erklären. Ich war dort, da mir mein Bekannter zeigen wollte, dass er seinen neu gekauften Laptop ganz alleine mit Arch zum laufen gebracht hat. Warum Arch und nicht Void? Er kennt meine Videos und wollte es einfach mal selbst machen. Das hat also nichts mit Void oder Arch zu tun, lediglich mit dem, was er bei mir als Videos gefunden hat.
So kam das Gespräch zustande und wie der Geschäftspartner sagte, hatte er, mit dem Aufkommen von Windows 11, ebenfalls den Gedanken, Linux einzusetzen und hat sich dafür einen "Spezialisten" ins Haus geholt. Es fing dann wohl auch genauso an, wie ich es auch schon oft erlebt habe. Die erste Frage war, welche Distribution. Die Antwort war, Linux. Es erfolgte dann wohl eine Erklärung, was Distributionen sind, wo die Unterschiede liegen und die Antwort war, Linux. Also schon das erste, typische Problem beim Umstieg.
Um die Wahl einzugrenzen, fragte der Spezialist dann nach verschiedenen Dingen. Versioniert, Rolling, KDE, Gnome usw. Am Ende war es dann Mint, wer hätte es erwartet. Aber gut, Installation durchgeführt, soweit alles zufriedenstellend. Wie der Typ auch angemerkt hat, er war von der einfachen Installation und dem daraus resultierenden Anblick von Mint beeindruckt. Seiner Meinung nach, sei alles ein Hexenwerk, welches nur Hacker zustande bringen. Er gab offen zu, dass alleine die Installation für ihn Linux in ein neues Licht gerückt hat.
Natürlich wollte er dann, dass diverse Software installiert werden soll. Ein Office, was dann mit FreeOffice gelöst wurde, Chrome, Thunderbird und noch ein paar Dinge. Er hat sich das wohl alles angeschaut und dann kam die Frage. Wie genau soll das funktionieren? Der Spezialist hatte ja schliesslich nicht eine Homepage aufgerufen, nichts runtergeladen und kein Setup durchgeführt. Der hätte ihm dann versucht, dass ganze wie den PlayStore zu erklären, oder den Microsoft Store. Doch für den geneigten Nutzer klang das alles nach Hokus Pokus. Wenn man es nicht von der offiziellen Seite lädt, kann man sich ja alles mögliche einfangen, wenn man nicht weiss, wo es herkommt usw. Ihm dann zu erklären, dass diverse Anbieter von Zeitschriften auf ihren Seiten ebenfalls Software anbieten, die neben dem offiziellen Programm auch noch jede Menge anderen Kram ungefragt installieren, hat die Lage wohl eher verschlimmert.
Der SuperGAU kam dann aber wohl, als der Spezialist die Vorzüge von Linux dargelegt hat. Wie ich es ja auch ganz gerne mache, hebe ich die Unabhängigkeit des Desktops gerne hervor. Würde ich jetzt nicht bei einem machen, der seine Firma damit ausstattet, aber trotzdem. Das führte aber schlussendlich dazu, dass das Vorhaben abgebrochen wurde. Der Geschäftspartner sieht nun Linux wieder als ein wild zusammengewürfeltes Konzept ohne Standards an. Also doch ein Spielzeug für Bastler und Nerds.
Was soll ich da noch sagen? Ich bin und bleibe tief erschüttert, dass die Stärken von Linux und eigentlich allen unixoiden Betriebssystemen die grösste Hürden für Umsteiger. Das ist eine Schande, in meinen Augen. Um es attraktiv zu machen, müsste man im Endeffekt eigentlich die Meisten der Stärken beschneiden. Irgendwo ist das paradox.